Da Klezmermusik derjenige jüdische Musikstil ist, der den höchsten Bekanntheitsgrad in der nicht-jüdischen-Welt hat, soll näher auf diesen eingegangen werden.
Klezmer (קלעזמער), von Hebräisch KLÄI (Gerät, Gefäß) + SEMER (Lied), wörtlich „Gefäß des Liedes“, im modernen Hebräisch „Musikinstrumente, Musikanten“, ist eine aus dem ashkenasischen Judentum stammende Volksmusiktradition.
Ursprung des Klezmer im 15. Jhdt.
Etwa um das 15. Jahrhundert entwickelten Klezmorim genannte Volksmusikanten eine Tradition weltlicher jüdischer Musik. Ursprünglich bezog sich der Begriff Klezmer (Plural: Klezmorim) auf die Musiker. Erst seit der Wiederbelebung dieser Musik in den USA in den 1970er Jahren wird der Begriff zur Bezeichnung der musikalischen Stilrichtung verwandt.
Charakter und Instrumente
Die Klezmermusik ist durch ihre charakteristischen, an die menschliche Stimme erinnernden Melodielinien leicht erkennbar. Dies geschieht in bewusster Nachahmung des Chasan. Auffällig sind häufige Wechsel zwischen Dur und Moll. Die Instrumentalstücke folgen der orientalischen Harmonik. Typische Klezmertonleitern (Mi-she-barach und Ahava-raba) liegen dieser Harmonik zugrunde.
Die Orchestrierung hat sich im Laufe der Zeit verändert. Im 18. und 19. Jahrhundert spielte die 1.Violine hauptsächlich die Melodie, die von Hackbrett, 2. Violine, Cello und Kontrabass begleitet wurde. Manchmal kam noch eine Rahmentrommel und /oder eine Flöte hinzu. Die Militärmusik des Zaren hatte einen großen Einfluss auf die Klezmermusik. Die erste Violine wurde durch die Klarinette ersetzt. Hinzu kamen die Blasinstrumente Trompete, Horn, Tuba, Posaune. Es entstanden große Orchester von bis zu 20 Mitspielern.
Reisende Folklore Musiker
Die Klezmorim wurden vor allem von den Rabbinern wegen ihres fahrenden Lebensstils verachtet. Sie reisten und musizierten häufig zusammen mit Roma-Musikern, da diese einen ähnlich niedrigen gesellschaftlichen Rang einnahmen. So übten sie einen großen gegenseitigen musikalischen Einfluss aufeinander aus. Allerdings wurden die Klezmorim wegen ihrer musikalischen Fähigkeiten und ihres vielseitigen Repertoires auch geschätzt, sodass sie zuweilen von christlichen Kirchen und örtlichen Adeligen in ihren Dienst genommen wurden.
Von Osteuropa in die Welt – bis nach Koblenz!
Als die Juden Osteuropa und das Shtetl verließen, verbreitete sich die Klezmermusik weltweit, besonders in den USA. Jedoch in dem Maße, wie die Juden die leitende Kultur der USA übernahmen, sank die Popularität der Klezmermusik. Auch Antisemitismus spielte eine Rolle, dass jüdische Musik nicht weiter gepflegt wurde. Durch das Folkrevival ab Ende der 60er Jahre wurde Klezmer in Europa wieder populär. Allerdings gingen die Musiker sehr unterschiedlich mit der überlieferten Tradition um: den einen war es wichtig, traditionell zu spielen, die anderen verwendeten Elemente und Melodien, um damit eine neue Musik zu schaffen zwischen Free-Jazz und Avantgarde.
Heute kann man in vielen Orten Deutschlands Klezmerkonzerte besuchen: In Koblenz am Rhein, in Bonn … und bestimmt auch in Ihrer Nähe!
(Jutta Simon)